2017/07/08

Bodo #121: Die Wahl des Grabenden

Liebes Bodo,

2 Statements ziehen sich durch meine Schreibe wie ein roter Faden durch ... den Ort, wo rote Fäden wohnen tun:

  1. KEINE GEWALT UND KEINE ZENSUR!
  2. BRENNE, WELT, BRENNE!

Der Mensch an sich hält Widersprüche in Denken und Handeln ganz gut aus.
Allerdings gerät er oft genug an Gabelungen seines Lebensweges, an denen eine Entscheidung für die eine oder andere Richtung getroffen werden muß.

Meine Gabelung heißt heute "G20 in Hamburg".

 

Welche Richtung werde ich einschlagen?
"KEINE GEWALT" oder "BRENNE, WELT, BRENNE!"

Der Entscheidungsprozess beginnt beim Prinzip.
Gewalt ist schlecht. Immer.
Gibt es einen qualitativen Unterschied zwischen Körperverletzung und Sachbeschädigung?
Ja. Gewalt gegen Menschen wiegt schwerer als Gewalt gegen Sachen, wobei ich die juristische "Sache" namens "Tier" hierbei gerne ausklammern würde.
Gibt es Situationen, in denen Gewalt gerechtfertigt ist?
Hier muß ich kurz in mich gehen und mir meinen Glauben vor Augen führen.
Sexy, Mutter meiner Seele, sagt nichts zu Gewalt. Sie läßt es dem Tardisten offen, denn seine Seele ist frei wie auch sein Wille. Eines der goldblauen Gebote des Heiligen Tardismus sagt:
HANDLE, WIE ES DIR BELIEBT, DOCH STELLE DICH IMMER DEN KONSEQUENZEN DEINER TATEN. SO WILL ES SEXY, DIE MUTTER DEINER SEELE. IN EWIGKEIT.
Das ist das wohl wichtigste Gebot meines Glaubens. Alle Taten haben Konsequenzen. Bist du mit den Konsequenzen, soweit du sie zu überblicken in der Lage bist, einverstanden, steht der Tat nichts im Wege, auch nicht Moral oder Ethik, Gesetz oder Brauch, es sei denn, das Verletzen von Moral oder Ethik, Gesetz oder Brauch ist mit deinen Werten nicht vereinbar.
"Gewissen" könnte man diese Hürde nennen
Sofern die G20-Demonstranten ihr Treiben für gerechtfertigt halten und die Konsequenzen ihrer Taten aufrichtig anerkennen, inklusive potentieller Haftstrafen und zumindest der Möglichkeit schwerer Verletzungen bei sich selbst und anderen, kann der Tardist in mir keine Einwände vorbringen.
Nur meine eigenen Prinzipien sind es nun, die mich auf die Probe stellen.
KEINE GEWALT! Ausnahmen?
Selbstverteidigung? Vom Einzellfall abhängig. Begrenzt.
Selbstbefreiung? Wer mich irgendwo einsperrt ohne rechtliche Grundlage, darf nicht erwarten, jene Zelle verbliebe während meiner Haft im Ursprungszustand.
Widerstand gegen Unrecht???
Sorry. Diesbezüglich kann ich kein allgemeingültiges Urteil treffen. Das hängt immer vom Kontext ab. Hier muß man vor Ort ad hoc entscheiden.
Die im Video verübten Übergriffe auf Fensterscheiben, parkende Autos und Geschäfte scheint mir extrem willkürlich zu sein. Gewalt dient hier offenkundig nur dem Selbstzwecke. BRENNE, WELT, BRENNE!
Werden die größten Wirtschaftsmächte der Erde jemals ihre Fehler einsehen, jemals die Konsequenzen ihrer Taten akzeptieren, auch nur zur Kenntnis nehmen, ohne ein ordentliches Maß an Chaos, Feuerwerk und Widerstand?
Nicht zu erwarten.
Möglicherweise HABEN Merkel, Trump und Co. diesen Abwägungsprozess bereits lange hinter sich gelassen, halten ihr Handeln für gerechtfertigt, die Konsequenzen für annehmbar. Brennende Autos helfen in diesem Falle reichlich wenig; überdies entspricht es, wie bereits ausgeführt, der Kernüberzeugung eines Tardisten, die aufrichtig ihrer Wahrheit Folgenden gewähren zu lassen.
KEINE GEWALT!
Die G20 gewähren lassen ... das würde eine Weiterführung des Status Quo bedeuten ... Waffenhandel, Ausbeutung der "dritten Welt", Beförderung von Kriegen und Konflikten zur Sicherstellung des eigenen Wohlstandes.
Wenn das keine GEWALT ist, weiß ich auch nich.
Es braucht Gewalt gegen diese Gewalt, wenn sie jemals versiegen soll!
Feuer mit Feuer bekämpfen!
Minus plus Minus gleich Plus!  
BRENNE, WELT, BRENNE!




Nein. Das ist zu einfach.

Ich muß mir die Frage stellen, was hätte ich getan, wäre ich während des Gipfels in Hamburg gewesen.

Dabei gilt es, verschiedene Perspektiven zu bedenken.

Wie hätte ich mich verhalten ...

- als Anwohner, dessen mühsam instand gehaltene, dringlichst zur Sicherung des Lebensunterhaltes benötigte Karre der Flammentod droht?

- als Demonstrant für die gerechte Sache gegen die Verwerfungen des Ultra-Kapitalismus?

- als Gipfel-Teilnehmer, möglicherweise Laufbursche für einen der anwesenden Bonzen?


Als Anwohner hätte ich bestimmt Vorkehrungen getroffen. Mein Auto hätte ich nicht am Straßenrande geparkt, sondern in der Garage oder bei Mutti im Hof oder vielleicht hätte ich einen Freund gebeten, damit für ne Woche ne Spritztour durch die Alpen zu machen oder sowas. Auf dem Balkon das Chaos mitverfolgend, hätte ich, trotz genereller Solidarität mit den "Autonomen", eventuell mulmige Gefühlsmomente erlebt. Vielleicht. Kann auch sein, daß ich mit nem Kasten Brausteiner, nem Megafon und nem Jahresvorrat an Feuerwerkskörpern den Spaß meines Lebens gehabt hätte. Potential für beides ist in mir vorhanden. Kontext ist wichtig.

Als Demonstrant hätte ich meiner Devise "KEINE GEWALT" strikt Folge geleistet, andere beim Ausüben derselben aber wahrscheinlich nicht behindert, solange sich diese Gewalt gegen Sachen richtete und nicht direkt gegen andere Menschen. Blutvergießen hätte ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern versucht. Das Feuer, die Rauchbomben, der Lärm ... wären Balsam gewesen für meine Seele. BRENNE, WELT, BRENNE!

Als Gipfel-Teilnehmer niederen Ranges hätte ich ....... all meine Ideale verraten und mir selbst längst die Kugel geben müssen. Insofern hätte ich wahrscheinlich sogar darauf gehofft, von einem Backstein ausreichend fatal am Kopfe getroffen zu werden ... hätte mich darauf gefreut, endlich die wohlverdiente Strafe für meinen Irrweg zu erhalten, den ich selbst zu korrigieren nicht stark genug war.
Mich in diese Rolle hineinzudenken, fällt mir sehr schwer.

Zielführend ist es ohnehin kaum.



Noch immer stehe ich an der Gabelung und habe eine Wahl zu treffen.

"KEINE GEWALT!" oder "BRENNE, WELT, BRENNE!"?



Ich muß verweigern.

Lassen, was ich nicht tun kann und tun, was ich nicht lassen kann:

Ich stecke den Pfad in Richtung "KEINE GEWALT" in Brand und blockiere den Pfad nach "BRENNE, WELT, BRENNE" mit einer Absperrung unter Verwendung des Hinweisschildes "Privatgrundstück".

Und dann fange ich an, zu graben.

Ich buddele mir meinen eigenen Pfad.
Wird lange dauern.
Länger als mein Leben.
Ankommen - wo auch immer - werde ich nicht.
Das ist jedoch nicht der Punkt.
Es geht darum, Wege zu finden, die bislang niemand entdeckt hat. Niemand hat entdecken können, weil es sie noch nicht gibt.
Wir müssen graben.
Erfolg ungewiss. Sogar höchst unwahrscheinlich.


"KEINE GEWALT!" und "BRENNE, WELT, BRENNE!" werden sich niemals vereinen lassen, ganz egal, wie tief man gräbt. Für sich alleine betrachtet jedoch sind beide Pfade ein Irrweg.

Zu Graben bedeutet Kapitulation vor einer unmöglichen Wahl zugunsten einer sinnlosen Aufgabe.

Der Grabende demonstriert Feigheit und Wankelmütigkeit, weil er sich nicht zu positionieren vermag. Er kann und will den Status Quo nicht akzeptieren, versucht ihn aber auch nicht zu Fall zu bringen. Er sucht unermüdlich nach einer Lücke im System, nach einem Umweg, den bislang niemand bedacht hat. Er ist ein Träumer, ein Taugenichts, eine nicht einmal zu ordentlichem Idealismus taugende Atemluftverschwendung.




Der Grabende, dem es gelingen sollte, tatsächlich irgendwo anzukommen, wird die Welt für immer verändern.

Gut für ihn. Gut für die Welt.



Ich werde das nicht mehr erleben.

Ich grabe nicht für die Welt.

Ich grabe, weil ich nicht anders kann.


Dies zu bedauern fällt mir zunehmend schwer.
Leider.


Hilft alles nix!
Bodo, schmeiß den Bagger an!
(Sorry, den konnt ich mir nich verkneifen ...)


8 Kommentare:

anne hat gesagt…

das mit abstand - meines empfinden - mich berührenste video zum g20 geschehen, weil es mehrere meiner ängste und begeisterungen gleichzeitig behandelt:

https://www.youtube.com/watch?v=sF12Fsfn2ao

ich persönlich hasse menschenmassen, dennoch liebe ich die demo - teilnehmer, jeden einzelnen.
der öffentliche ausnahmezustand wurde wochenlang angekündigt und nicht weniger habe ich mir davon versprochen.

ich bin voller stolz. zum gipfel eine demo anzukündigen, die "welcome to hell" genannt wird, ist für sich schon grandios.

das ereigniss hat meine erwartungen noch übererfüllt, ist lange - sehr lange her, das ich herzerfüllend nach hamburg blickte.

der einsatz der polizei ist ein fantastisch hilfloses gewusel. kleine lemminge mit "bossi-gen", ohne diesem man diesen beruf nicht gewählt, oder sich nur zu solchen einsätzen bereiterklären würde.

wenn man also nur mal grob rechnet, das jeder polizist - (also ein grundsätzlich gewaltbereiter mensch) - auf diesen bildern im gegensatz zu den demonstanten (zu einem sehr kleinen teil gewaltbereiter menschen) gegenüber steht.
und wenn man bedenkt wie friedliche demonstanten wütend werden, wenn man sie - mit wasserwerfern, schubsereien und schlagstöcken, blindem gehorsam nacheifernd - gängelt. hat der staat nicht weniger bekommen, als er verdient hat.

auf das der hamburger senat, unterstützt vom geldern des bundes, noch viele monate lang scherereien mit nervenden bürgern ausbügeln muss, die sich als opfer dieses aufeinandertreffens fühlen.

unschuldige trifft es überall, oder anders gesagt "das leben ist letztlich immer tödlich".
und nur durch die menge war das geschehene bemerkenswert.
zudem tatsächlich angekündigt, die schaufenster teilweise vorsorglich mit holzbrettern vernagelt und obendrein noch zur sommerferienzeit.

die wahren helden sind die sanitäter, es gibt übrigens ein anderes video, sparkasse und läden zerstört eine schneise der verwüstung, bis auf das haus des roten kreuzes, was dazwischen - völlig unversehrt - steht. das hat mich berührt und es zeigt, das kein einziger der vorbeiziehenden "linken idioten" diese moralische grenze überschritten haben.

dem gegenüber stehen zahlreiche friedlicher demonstanten, die durch den polizeieinsatz verletzt wurden.

hamburg meine perle.

SammyD hat gesagt…

Der Polizist als "grundsätzlich gewaltbereiter Mensch" - treffende Analyse - ist in einer Welt der Gewalt ein notwendiges Übel. Sogar wenn wir's irgendwann schaffen sollten, die Utopie des dauerhaften Friedens zwischen allen Staaten weltweit zu verwirklichen und somit den Soldaten als Konzept überflüssig machen könnten, ist eine Zivilgesellschaft ohne Verbrechen für mich nicht denkbar; die menschliche Natur widerspricht dem, Polizei wird es demnach immer benötigen.

Ich verstehe deine Argumentation, kann aber willkürliche Zerstörung irgendwelcher kleinen Läden nicht gutheißen. Sparkassen ... ok. Die haben genuch Kapazitäten, ab und an mal ein paar Scheiben auszutauschen und stellen außerdem als Repräsentanten für das "zu bekämpfende Feindbild" ein zumindest nachvollziehbares Hassobjekt dar.
Auch klar: derlei Gipfelkrawalle finden nicht zum ersten Mal statt, man kann und muß sich als vernünftiger (Handel treibender) Anwohner vorbereiten.
Dennoch gewinne ich bei vielen Videos den Eindruck, es gehe dort, wo Schaden angerichtet wurde, weniger um die politische Sache als mehr um Lust am Kaputtmachen. Und solange man den Kapitalismus nicht nur immer wieder kollektiv ins Amt wählt, sondern auch seine Mechanismen täglich aktiv nutzt, kann man diejenigen, die sich in Form von Ladengeschäften und Gastronomie eine Existenz aufgebaut haben, nicht dafür abstrafen, daß sie sich dem System angepasst haben.

Demos sind gut und wichtig. Ruppig darf und soll es zugehen. Wer "Held" ist und wer "Schurke", wird die Geschichte entscheiden ... oder eben die jeweiligen Interpretationen derselben. Wer jedoch auf seine Rechte pocht, muß sich auch nach dem Recht messen lassen. Alles andere wäre Heuchelei. Beim Einschmeißen von Sparkassenscheiben aus Überzeugung ... Vermummung runter! In den Knast mit Stolz. Strafe zahlen, so wie die Ladenbesitzer ihre Schäden zahlen. Das wäre fair.

Derweil muß man immer unterscheiden zwischen "Staat" und "Staatsgewalt", denn "Staat" sind wir alle. Auf derlei Haarspalterei muß ich bestehen, zumal viele Vertreter der Staatsgewalt ebenfalls der irrigen Ansicht sind, sie seien "Staat" und der Rest sei "Volk". Ein Mißverständnis, das folgenschwer enden kann.

SammyD hat gesagt…

Ich revidiere einen Teil meiner eben getätigten Aussage:
die Sachschäden im Zuge einer solchen Demonstration sollen wie ich finde grundsätzlich nicht die jeweiligen Geschädigten tragen, sondern die Allgemeinheit, also der "Staat", welcher ja auch die Ausrichtung der eigentlichen Gipfel finanziert.
Dann kann ich auch besser damit leben, wenn Scheiben bersten. Die Kosten den Veranstaltern der Demos aufzubürden, wäre aus meiner Sicht eine indirekte Aushöhlung des Demonstrationsrechtes.

SammyD hat gesagt…

Ich revidiere erneut einen Teil meiner eben getätigten Aussage:
die Kosten aller Sachschäden weltweit trägt Gott.
Oder, sollte dieser nicht anzutreffen sein, seine jeweiligen irdischen Vertretungen. Im Falle Deutschlands wäre da wohl der Vatikan zuständig.
Rechnung folgt, zahlbar innerhalb 7 Tagen.

anne hat gesagt…

vermummt sind die bullen auch.
solange auch der verletzte demonstrant den/die täter nicht zur rechenschaft ziehen kann, ist es andersrum ebenso gerecht.
ok, polizisten verdienen nicht genug um sich abzuschotten um vor racheakten geschützt leben zu können, ist aber schon lange genug so, augen auf bei der berufsWAHL.

kosten hochtreiben, allein das ist der sinn und das ziel der demonstanten, sinnlos ist daran garnix, die leute können mal frei randalieren, somit können auch die bullen mal angestaute wut entladen, der staat zahlt und alle regen sich auf, eine win-win-win-situation. jetzt spielen hoffentlich ALLE geschädigten mit und gehen dem staat dermaßen auf die eier, bis sie jeden cent erstattet bekommen haben.
das scholz im amt geblieben ist, hilft ebenfalls, der soll rede und antwort stehen, den gesamten rest seines bürgermeister lebens.

ich schaue derzeit keine nachrichten, wird hoffentlich noch viel drüber berichtet, falls nicht wars wohl nicht hölle genug.
wenn einzelne in den knast kommen wärs nur ne kurzmeldung und keiner würde sich mehr scheren. zudem wäre die sachlage klar und wenn der knasti nicht zahlen kann, bleiben die opfer auf den kosten sitzen.

willkürlich, welches zu den überflüssigsten worten des dudens gehört, ist nahezu jedes menschliche handeln, eben alles was nicht einer "naturnotwendigkeit" entspricht, isn`t it?

SammyD hat gesagt…

"augen auf bei der berufsWAHL"

Nicht falsch. Ich erinnere dich daran, wenn wir das nächste Mal über ach so arme ausgebeutete Frauen reden, die "tun müssen, was notwendig ist" ...

"jetzt spielen hoffentlich ALLE geschädigten mit und gehen dem staat dermaßen auf die eier, bis sie jeden cent erstattet bekommen haben."

Agreed.

"willkürlich, welches zu den überflüssigsten worten des dudens gehört, ist nahezu jedes menschliche handeln, eben alles was nicht einer "naturnotwendigkeit" entspricht, isn`t it?"

Willkür ist ein Verhalten, das ausschließlich eigene Interessen berücksichtigt und andere Menschen, getroffene Vereinbarungen oder moralische/ethische Grundsätze ignoriert.
Menschliches Handeln muß nicht willkürlich sein. Es gibt da durchaus eine Wahlmöglichkeit für das Individuum. Von "Naturnotwendigkeit" habe ich in diesem Kontext nie gehört ... aber nun gut, wenn der Duden das sagt ..... oder woher haste das sonst? :)

anne hat gesagt…

ausgebeutete berufler gibt es - beiderlei geschlechts - zahlreiche, hermes paketlieferer fallen mir da als erste ein.
andererseits gelingt mir kein gedankliches szenario, indem man sich unwillkürlich in uniform mit waffenschein wieder findet.

willkürlich ist sovieles.
das du scheissen mußt ist naturnotwendigkeit, WO du scheisst ist (je nach standort, raum und zeit) willkürlich gewählt.
und ob dadurch jemand anderes tangiert wird, kannst du unter umständen beim besten willen nicht beeinflussen. sollte ein anderer willkürlich anstatt den anderen weg zu nehmen, an deinem fenster vorbei laufen...

wobei man bei diesem "beschissenen" beispiel noch anführen könnte das man sogar seine naturnotwendigkeit durch eine vorherige magen- bzw. darmfüllung selber beeinflussen könnte.
niemals aber die willkürliche bereitschaft anderer berechnen kann.

mist, ich bin müde. ob mein geschreibsel geistiger dünnpfiff ist, les ich mir morgen nochmal durch. oder übermorgen. oder über übermo....

SammyD hat gesagt…

Du verwechselst Willkür mit Zufall und/oder Chaos.
Dein Beispiel ist ... nun ja ... scheiße. :)

Willkürliches Scheißen wäre, würde ich, anstatt den üblichen Konditionen zu folgen, nicht daheim bei mir auf Klo scheißen gehen, sondern vor der Haustür oder auf dem Küchentisch häufeln, wider vernünftige Erwägungen und erlernte Verhaltensregeln und auch nur dann, wenn mir selber dadurch kein erheblicher Nachteil entsteht ... Willkür gegen die eigenen Interessen wäre wohl als "Irrsinn" zu definieren. Ob jemand anders tangiert wird, ist bei Willkür derweil nicht nur unbeeinflussbar, sondern auch irrelevant. Sobald du dir um Andere Gedanken machst, ist dein Handeln nicht mehr willkürlich.

Auch der Hermes-Zusteller hat sein Schicksal gewählt. Das Prinzip ist dasselbe.
Nur ist für die Paketzustellung eben keine Bewaffnung notwendig, was die Wahl für eine Karriere als Zusteller nicht unbedingt kategorisch besser macht, zumal eine Gesellschaft ohne Billiglohnsektor durchaus funktionieren kann, ohne Polizei - leider - niemals. Stell dir vor, du kriegst aufs Maul und du kannst niemanden zu Hilfe rufen. Stell dir vor, es wäre niemand da, der einschreiten könnte, wenn ein Rudel besoffener Herrenmenschen bei den Türkenkindern nebenan die Tür eintritt, wenn deren Eltern mal ausgehn.
Wenns um Soldaten ginge, wäre ich eventuell auf deiner Seite ... ... ... aber Polizei ist - leider - ein notwendiges Übel fürs zivilisierte Zusammenleben.
Ich stimme zu, Berufswahl ist Eigenverantwortung und ein Polizist muß mit körperlichen Übergriffen rechnen (ebenso wie der Paketbote mit Ausbeutung). Aber die Polizei als allgemeingültiges Feindbild, als Prügelknabe für jede Gelegenheit greift mir zu kurz ... vereinfacht die Auseinandersetzung auf unzulässige, weil Lösungsansätzen stets im Wege stehende Weise.

Womit ich nicht sagen will, die Bullen hätten in DIESEM speziellen Falle keine explizite Ohrfeige verdient. Aber die Wurzeln des Übels stecken um soooo vieles tiefer im Argen als nur Wasserwerfer kontra Rauchbomben.